Hintergrund (aus klima-der-gerechtigkeit.de, abgerufen am 08.09.2017)
Man könnte sagen: Es wird aber auch Zeit! Mit den Pariser Klimazielen ist klar, dass wir nicht nur aus der Kohleverbrennung aussteigen, sondern letztlich einen Großteil aller fossilen Reserven im Boden lassen müssen. Doch bisher hat sich die internationale Zivilgesellschaft relativ bedeckt gehalten, was genau das für die Zukunft der Öl- und Gasindustrie heißt.
Das ändert sich nun: Mehr als 200 Organisationen aus aller Welt erklärten sich am 07.09.2017 in The Lofoten Declaration.
Es reicht also nicht, einfach damit aufzuhören, nach immer weiteren neuen Reserven zu suchen. Auch ein Abbau der fossilen Subventionen allein genügt nicht. Nein: wir brauchen politischen Entscheidungen, Prozesse und Instrumente, die letztlich einen Rückbau des gesamten fossilen Sektors bedeuten – und auch einen Rückzug aus bereits produzierenden Öl- und Gasfeldern.
Reiche ölexportierende Länder sollten dabei voranschreiten. [...] Eine globale Debatte darüber, wer überhaupt noch Öl produzieren und exportieren darf, wenn der Markt dafür in naher Zukunft rasant schrumpfen wird, ist letztlich auch eine Frage globaler Gerechtigkeit. Der politische Diskurs dazu beginnt gerade erst.
Klar ist aber bereits jetzt, dass die ganzen geplanten Infrastrukturinvestitionen zum Erhalt und Ausbau unserer fossilen Wirtschaft in keinster Weise kompatibel sind mit einer klimasicheren Welt.
Die Lofoten Deklaration
Die Vorreiterrolle im Klimaschutz verlangt eine gemanagte Verringerung der Förderung fossiler Energieträger
Der globale Klimawandel ist eine Krise noch nie da gewesenen Ausmaßes, und er verlangt nach noch nie da gewesenem Handeln, um die schlimmsten Konsequenzen unserer Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas zu vermeiden. Ebenso kritisch wie das Reduzieren von Nachfrage und Emissionen ist die Notwendigkeit für sofortiges und ambitioniertes Handeln, um die Erkundung und Ausweitung von Projekten zu fossilen Energieträgern zu stoppen, und um die Verringerung der momentanen Förderung im Rahmen dessen, was notwendig ist, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, zu managen.
Saubere, sichere und erneuerbare Energieträger definieren bereits neu, wie wir auf Energie schauen und es ist an der Zeit, dass Nationen umfassend das 21. Energiejahrhundert annehmen und aus fossilen Energieträgern aussteigen.
Die Lofoten Deklaration bekräftigt, dass es eine dringende Verantwortung und moralische Verpflichtung der wohlhabenden Förderer fossiler Energieträger ist, eine Vorreiterrolle beim Beenden der Entwicklung fossiler Energieträger einzunehmen, und die Verringerung der momentanen Förderung zu managen.
Weltweit sind wir solidarisch mit und bieten vollste Unterstützung der wachsenden Menge an betroffenen Gemeinschaften, die im Angesicht der Extraktion fossiler Energieträger und des Klimawandels selbst handeln, um ihr Leben und ihre Lebensumstände zu verteidigen und zu beschützen. Es ist äußerst dringend, diese Bemühungen hervorzuheben. Diese betroffenen Gemeinschaften sind die Anführer und Vorreiter, die wir im Blick haben müssen, während wir gemeinsam für eine sicherere Zukunft eintreten.
Eine weltweiter Übergang in eine Zukunft mit weniger Kohlenstoff ist bereits weit fortgeschritten. Der unausweichbare Übergang wird durch die fortgesetzte Ausweitung von Öl, Kohle und Gas verhindert, während diese gleichzeitig Konflikte verschlimmert, Korruption befeuert, Biodiversität, sauberes Wasser und saubere Luft gefährdet und die Rechte indigener Völker und verwundbarer Gemeinschaften an den Rand drängt.
Zugang und Nachfrage zu Energie sind und müssen vollständig durch saubere Energie des 21. Jahrhunderts gedeckt werden. Die Behauptungen, neue fossile Energieträger seien für diesen Übergang notwendig, sind nicht nur inakkurat; sie untergraben die Geschwindigkeit und den vollständigen Durchbruch sauberer Energieträger.
Wir erkennen an, dass ein vollständiger Übergang weg von fossilen Energieträgern Jahrzehnte dauern wird, aber gleichzeitig, dass diese Veränderung mehr eine Chance als eine Last ist. Bezogen auf das Klima befinden wir uns in einem tiefen Loch. Wir müssen beginnen, indem wir nicht noch tiefer graben.
Die Forschung zeigt, dass der Kohlenstoff, der in existierenden Förderungen fossiler Energieträger enthalten ist, uns weit über sichere Klimaobergrenzen hinaus bringt. Nicht nur neue Erkundungen und neue Förderungen sind deswegen inkompatibel mit einer Begrenzung des Klimawandels auf deutlich unter 2ºC (und soweit wie möglich an 1,5ºC heran), sondern viele existierende Projekte werden schneller als ihr natürlicher Rückgang beendet werden müssen.
Diese Aufgabe sollte zuerst durch Länder, Regionen und Unternehmen angegangen werden, die im Hinblick auf Wohlstand und Kapazität hervorgehoben positioniert sind, um einen ambitionierten und gerechten Übergang weg von der Förderung fossiler Energieträger durchzuführen. Insbesondere soll die Vorreiterrolle durch Länder wahrgenommen werden, die ein hohe Einkünfte haben, die von der Extraktion fossiler Energieträger profitiert haben, und die historisch für signifikante Emissionen verantwortlich sind.
Wir appellieren an diese Regierungen und Unternehmen anzuerkennen, dass eine fortgesetzte Erkundung und Förderung fossiler Energieträger ohne eine gemanagte Verringerung und einen gerechten Übergang weg von der Förderung fossiler Energieträger unvereinbar mit einem bedeutungsvollen Klimaschutz ist. Wir weisen auch auf die enormen Führungsmöglichkeiten für diese Länder hin, indem sie zeigen, dass es nicht nur möglich ist, über Öl, Kohle und Gas – sowohl in Nachfrage als auch Förderung – hinwegzukommen, sondern bei gleichzeitigem Schutz von Arbeiter*innen, Gemeinschaften und Volkswirtschaften umgesetzt zu werden.
(Übersetzung F. Cz.)
The Lofoten Declaration
Climate Leadership Requires a Managed Decline of Fossil Fuel Production
Global climate change is a crisis of unprecedented scale, and it will take unprecedented action to avoid the worst consequences of our dependence on oil, coal, and gas. Equally as critical as reducing demand and emissions is the need for immediate and ambitious action to stop exploration and expansion of fossil fuel projects and manage the decline of existing production in line with what is necessary to achieve the Paris climate goals.
Clean, safe, and renewable fuels are already redefining how we see energy and it is time for nations to fully embrace 21st century energy and phase out fossil fuels.
The Lofoten Declaration affirms that it is the urgent responsibility and moral obligation of wealthy fossil fuel producers to lead in putting an end to fossil fuel development and to manage the decline of existing production.
We stand in solidarity with, and offer our full support for, the growing wave of impacted communities around the world who are taking action to defend and protect their lives and livelihoods in the face of fossil fuel extraction and climate change. It is a priority to elevate these efforts. Frontline communities are the leaders we must look to as we all work together for a safer future.
A global transition to a low carbon future is already well underway. Continued expansion of oil, coal, and gas is only serving to hinder the inevitable transition while at the same time exacerbating conflicts, fuelling corruption, threatening biodiversity, clean water and air, and infringing on the rights of Indigenous Peoples and vulnerable communities.
Energy access and demand are and must now be met fully through the clean energies of the 21st century. Assertions that new fossil fuels are needed for this transformation are not only inaccurate; they also undermine the speed and penetration of clean energy.
We recognize that a full transition away from fossil fuels will take decades, but also, that this shift is an opportunity more than a burden. We are in a deep hole with climate. We must begin by not digging ourselves any deeper.
Research shows that the carbon embedded in existing fossil fuel production will take us far beyond safe climate limits. Thus, not only are new exploration and new production incompatible with limiting global warming to well below 2ºC (and as close to 1.5ºC as possible), but many existing projects will need to be phased-out faster than their natural decline.
This task should be first addressed by countries, regions, and corporate actors who are best positioned in terms of wealth and capacity to undergo an ambitious just transition away from fossil fuel production. In particular, leadership must come from countries that are high-income, have benefitted from fossil fuel extraction, and that are historically responsible for significant emissions.
We call on these governments and companies to recognize that continued fossil fuel exploration and production without a managed decline and a just transition is irreconcilable with meaningful climate action. We also note that there are tremendous leadership opportunities for these countries to demonstrate that moving beyond oil, coal, and gas – both demand and production – is not only possible, but can be done while protecting workers, communities, and economies.
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